Elsa und Thomas Egger von der Kerzenmanufaktur Hongler Kerzen AG sind zu Gast im fadegrad-Podcast.

#45 Lebendiges Licht: Zu Besuch bei Hongler Kerzen

Familie Egger lebt für das Licht. Im Podcast erzählen Elsa und Thomas Egger von Hongler Kerzen, welche Faszination Kerzenlicht auf sie ausübt, wie man Kerzen richtig pflegt und wie sich die Kerzenproduktion in 300 Jahren verändert hat. 

Die 83-jährige Elsa Egger ist seit 67 Jahren in der Kerzenmanufaktur Hongler tätig. Ihr Sohn Thomas Egger ging zunächst eigene Wege als Grafiker, bevor er in den Familienbetrieb zurückkehrte.

Das Flackern einer Kerze hat etwas Beruhigendes. Schon in Urzeiten sassen Menschen um das Feuer.

Thomas Egger, Kerzenmanufaktur Hongler, im fadegrad-Podcast Nr. 45

Doch die älteste Kerzenmanufaktur der Schweiz steht vor einem Problem: Ein Grossteil der Kerzen besteht aus Paraffin, das aus Erdölgatsch gewonnen wird – eine fossile Ressource.

Gibt es nachhaltige Kerzen-Trends? Wie werden Kerzen in Zukunft aussehen? Darum geht es unter anderem im Podcast-Gespräch mit Ines Schaberger.

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Licht helle das Gemüt auf, ist Elsa Egger überzeugt. „Wenn die Tage kurz sind, kompensiert man die Dunkelheit mit Licht – und Kerzen sind ein lebendiges Licht“, sagt sie. Ihr Sohn ergänzt: „Schon in Urzeiten sassen Menschen um das Feuer. Heute ist das Kerzenlicht mehr zur Dekoration geworden“.

Notvorrat

Wobei: Angesichts eines möglichen Blackouts besinnen Menschen sich auf das Licht, das auch ohne Strom funktioniert. „Schweizweit wurden seit dem Sommer bis zu 40 Prozent mehr Kerzen verkauft“, so Elsa Egger. „Menschen kauften teils säckeweise Kerzen ein!“

Menschen kauften teils säckeweise Kerzen als Notvorrat bei uns ein.

Elsa Egger, Hongler Kerzen, im fadegrad-Podcast Nr. 45

Die Kerzen, die sie als „Notvorrat“ empfehlen, seien klein und aus Paraffin – aus Erdölgatsch, das bei der Gewinnung von Benzin aus Rohöl als Nebenprodukt anfällt.

Die Kund:innen verlangen aber zunehmend nach nachhaltigeren Alternativen. „Wir experimentieren mit verschiedenen Rohstoffen und lernen ständig hinzu“, sagt Thomas Egger.

Nachhaltige Kerzen-Trends

Bienenwachs ist rar und kostbar: Weil ein Bienenstock zwar jährlich 50 bis 80 Kilogramm Honig, aber nur 800 Gramm Wachs produziere, stamme das Bienenwachs gut wie nie aus der Schweiz, sondern aus Spanien, Brasilien oder afrikanischen Ländern. 

Olivenwachs komme aus Italien und müsse damit keine weiten Transportwege zurück legen. Beim Abbrennen der Kerzen bildet sich meist ein schönes Gitter. „Olivenwachs-Kerzen sind jedoch nicht so lange haltbar wie Kerzen aus Paraffin. Einer Kundin, die eine Taufkerze aus Olivenwachs haben wollte, musste ich davon abraten: Diese Kerze kann einen nicht das ganze Leben lang begleiten“, sagt Thomas Egger.

Tipps für die Kerzenpflege

  • Docht regelmässig zurück schneiden
  • Beim Löschen der Kerze diese nicht auspusten, sondern kurz ins Wachs tauchen. So wird die Feinstaubbelastung so gering wie möglich gehalten.
  • Feuerfeste Unterlage
  • Kerze nicht unbeaufsichtigt im Raum brennen lassen
  • Trocken und kühl lagern (ab 40 Grad verformt sich die Kerze)
  • Nicht in die Zugluft stellen, sonst flackert die Kerze und brennt unregelmässig 

Von Kirchen-Kerzen zum Einhorn-Skelett

Rund 280 Jahre produzierte die Kerzenmanufaktur Hongler ausschlieslich Kerzen für die Kirche: Osterkerzen, Grablichter, Kerzen für Gottesdienste. 

„Wir haben nie Werbung gemacht“, sagt Elsa Egger. Doch nach dem Tod ihres Mannes 1995 war klar: „So hat die Kerzenmanufaktur keine Zukunft, so ist sie zu sehr eingeengt.“

Eine neue Produktionsstätte, die einen Einblick in die Kerzenproduktion erlaubt, ein Kerzenverkaufsladen sowie öffentliche Führungen und Workshops zum Kerzenziehen folgten. Privatkund:innen kamen rasch hinzu. 

An den teils ungeduldigen und fordernden Umgangston der Onlineshop-Käufer:innen, die nun aus der ganzen Schweiz und nicht nur aus der Region kamen, musste sich Elsa Egger erst gewöhnen, verrät sie.

Hongler Kerzen führt nun ein breites Sortiment: von Kokos-Duftkerzen im Weckglas über Wunsch-Lichter mit Spruch bis hin zu regenbogenfarbenen Kerzen in Form von Einhorn-Skeletten.

Die kirchlichen Kund:innen sind geblieben: Bis heute kaufen katholische Kirchen ihren Jahresvorrat an Kerzen zum Fest „Maria Lichtmess“ am 02. Februar ein. 

Die Zukunft der Kerzen-Produktion

Thomas Egger ist zuversichtlich, dass es auch in 300 Jahren noch Kerzen geben wird. „In Science-Fiction-Filmen wie Blade Runner achte ich immer darauf, ob Kerzen vorkommen. Das gibt mir Hoffnung, dass Menschen auch in Zukunft die Sehnsucht nach lebendigem Licht haben werden“. 


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Kommentare

2 Antworten zu „#45 Lebendiges Licht: Zu Besuch bei Hongler Kerzen“

  1. Avatar von Fuchs Ursina
    Fuchs Ursina

    Fadegrad war sehr spannend weil ich selber aus Altstätten komme und auch ab und zu im Kerzrnladen Hongler bin.

    1. Avatar von aralorek

      Herzlichen Dank für die Rückmeldung und eine schöne Adventszeit!

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