Bischof Beat, Beat Grögli

Ein neuer Bischof für St.Gallen – Beat Grögli im Fadegrad-Podcast

Mit der Weihe zum Bischof stehen nicht nur für das Bistum St.Gallen, sondern auch für Beat Grögli große Veränderungen an. In den kommenden Monaten wird er in die bischöfliche Wohnung einziehen – sobald die Renovationsarbeiten abgeschlossen sind. Bis dahin bleibt er in seiner bisherigen Wohnung im Klosterviertel.

Im ausführlichen Gespräch mit dem Fadegrad-Podcast blickt der designierte Bischof auf seinen persönlichen und beruflichen Werdegang zurück – vom Internat in Wil über seine Tätigkeit im sozialpädagogischen Bereich in Luzern bis hin zu seiner langjährigen Arbeit als Kaplan und Dompfarrer im Bistum St.Gallen. Dabei gewährt er Einblicke in prägende Erfahrungen, Haltungen und Hoffnungen – und zeigt, was ihn als Mensch und künftigen Bischof ausmacht.

Glaube, Zweifel und persönliche Entwicklung

Was im Gespräch besonders auffällt: Beat Grögli interessiert sich tief für das, was Menschen innerlich bewegt. Er selbst hat Phasen der Unsicherheit erlebt – besonders in seiner Jugend, als ihn Fragen und Selbstzweifel stark beschäftigten:

«Ich hatte unglaublich viele Fragen über den Sinn des Lebens, wo mein Platz in dieser Welt ist und ich fühlte mich oft minderwertig. Die Anderen schienen mir in allem besser, stammten aus bevorzugten Verhältnissen. Rückblickend war das vermutlich eine Jugenddepression.»

Doch aus dieser schwierigen Zeit geht er gestärkt hervor. Ein Wendepunkt ist ein kleiner Zettel seiner Mutter mit einer persönlichen Botschaft, die ihn tief berührt – und bis heute begleitet. Von da an beginnt er, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen und aktiv zu gestalten.

Jetzt Podcast mit Bischof Beat anhören:

Ein Netzwerk, das trägt

Im Umgang mit Herausforderungen helfen Beat Grögli bis heute enge Beziehungen zu Freunden und Wegbegleitern. Dieses soziale Netz ist unabhängig von seiner Funktion als Bischof – und besonders wertvoll:

Menschen, die ehrlich mit ihm sprechen, ihm widerspiegeln, wenn etwas nicht stimmig ist, sind für ihn unerlässlich. Seine Fähigkeit, dran zu bleiben, wird ihm helfen, den vielfältigen Anforderungen seines neuen Amts mit innerer Stabilität zu begegnen.

Auch im Verkünden des Evangeliums scheut er nicht vor Reibung oder Gegenwind zurück. Er nimmt sich das Bild von Papst Franziskus zu Herzen, der sich eine «verbeulte Kirche» wünscht – eine Kirche, die hinausgeht, sich nicht schont und dabei echte Nähe zu den Menschen lebt.

Kirche in der heutigen Zeit

Zur aktuellen Lage der Kirche in der Schweiz äußert sich Beat Grögli offen. Die Herausforderungen sind aus seiner Sicht unübersehbar: In einer säkularisierten Gesellschaft, in der viele einst selbstverständliche religiöse und gesellschaftliche Strukturen weggebrochen sind, wird auch die Glaubensweitergabe zunehmend schwierig – selbst für sehr engagierte Familien.

Doch er widerspricht deutlich der Vorstellung einer «sterbenden Kirche»: Für ihn geht es weiter – nicht abhängig von Zahlen oder Strukturen, sondern getragen vom Vertrauen in das Evangelium. Nicht die Masse zählt, sondern die innere Überzeugung.

Blick in die Zukunft: Leitung mit Vertrauen

Im zweiten Teil des Gesprächs teilt Bischof Beat seine Erwartungen an sich selbst als geistlicher Leiter:

«Wenn ich in zwanzig Jahren auf meine Amtszeit zurückschaue, so wünsche ich mir, dass ich über die Zeit hinweg hoffnungsvoll und zuversichtlich geblieben bin, dass ich den Menschen Raum bieten konnte und dass ich so leiten durfte, dass sich die Kirche gut weiterentwickelt hat

Wichtig ist ihm dabei eine lebendige Beziehung zu Gott. Diese pflegt er täglich in einem persönlichen Morgenritual: Gebet zum Heiligen Geist, geistliche Lektüre, das Tagesevangelium, ein Moment der Stille – und zum Abschluss das Vaterunser.

Macht, Ehrlichkeit und Gemeinschaft

Als Bischof übernimmt Beat Grögli auch eine Machtposition. Diese möchte er bewusst reflektieren und nicht missbrauchen. Ein Netzwerk von Freunden dient als Korrektiv und kritisches Gegenüber, aber auch die Bistumsleitung sorgt für Ausgleich. So sollen in Gesprächen und Diskursen wichtige Entscheidungen getroffen werden.

Ob er denn keine Angst habe vor der Einsamkeit in der großen bischöflichen Wohnung? Da kann Beat Grögli entspannt abwinken. Er genießt die Ruhe in seinen vier Wänden. Wenn er am Abend nach einem Tag voller Kontakte und Begegnungen die Türe hinter sich schließt, ist er gerne für sich.. «Es würde mich stressen – und ich spreche aus Erfahrung – wenn ich dann noch für jemanden da sein, präsent sein müsste.»

Was wäre gewesen, wenn…?

Was hätte er getan, wenn er nicht zum Bischof gewählt worden wäre? Auch darauf hat Beat Grögli eine klare Antwort. Nach zwölf Jahren als Dompfarrer hätte er sich innerhalb des Bistums nach einer neuen, passenden Aufgabe umgesehen – loyal zum Bischof, aber offen für neue Wege.

Die Arbeit seines Vorgängers Bischof Markus Büchel würdigt er mit großer Hochachtung:

«Ich habe die Arbeit von Bischof Markus sehr geschätzt. Er hat das sehr gut gemacht – und ich war nahe am Geschehen als Dompfarrer.»

Vom Wasser getragen

Zum Schluss tauchen wir sprichwörtlich in ein Lieblingselement von Bischof Beat: das Wasser. Was hilft ihm, loszulassen, Kraft zu tanken? Für ihn ist das Wasser das Element, welches ihn zur Ruhe bringt. Schwimmen, saunieren, paddeln – das ist für ihn Entspannung pur, Ferien auf Knopfdruck quasi.

Und so startet der neue Bischof vom Bistum St. Gallen mit einer tiefen Verbundenheit zu den Menschen, mit realistischer Klarheit – und mit einer gehörigen Portion Lebensfreude. Ganz nach dem Motto des heiligen Don Bosco:

«Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen

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