Michelle Kempf wurde im Jahr 2019 Schwingerkönigin und ist Präsidentin des einzigen Frauenschwingclubs in der Ostschweiz. Dieses Jahr kämpfte sie nicht um den Königinnentitel mit, weil sie vor einigen Wochen Mami wurde.
Michelle Kempf wird herzlich von den Mädchen und Frauen im Schwingkeller in Schänis empfangen. Dort trainieren die Frauen des Frauenschwingclubs Linth einmal in der Woche. Die Schwingerkönigin von 2019 ist ein Vorbild für viele und kann es nicht unterlassen, während des Trainings Tipps hineinzurufen. Die Geburt ihres ersten Kindes ist noch nicht lange her, dennoch hat sie sich gefreut, wenn auch nur als Zuschauerin, in den Schwingkeller zurückzukehren.
Die 27-Jährige begann im Alter von acht Jahren mit dem Schwingen. Sie wurde durch eine Schwingerkönigin aus Rieden, der Heimat von Michelle Kempf, auf das Schwingen aufmerksam.
«Viele Mädchen möchten gerne Schwingen dürfen es aber nicht, weil sie von den Eltern ausgebremst werden. Es sei ein zu brutaler Sport oder sie nerven sich über das Sägemehl, das sie nach Hause bringen.»
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Unterschiede zwischen Frauen und Männern
Im Vergleich zu Männern erfahren Frauen im Schwingsport viel weniger Aufmerksamkeit. Es üben auch viel weniger Frauen den Sport in der Schweiz aus. In den besten Zeiten gab es rund 40 aktive Schwingerinnen. Alle Schwingerinnen treten an den Schwingfesten gegeneinander an. Anders als bei den Männern wird die Frau Schwingerkönigin, die am Ende der Saison am meisten Punkte besitzt und somit über die gesamte Saison die besten Resultate ablieferte. Jedes Jahr findet als letztes Schwingfest das Eidgenössische Schwingfest der Frauen statt. Manchmal steht die Siegerin allerdings schon vor dem Wettkampf fest.
«Es gibt Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Bei den Männern haben die Preise ungefähr das 30-fache an Wert.»
Die Preise unterscheiden sich ebenfalls. Als Michelle Kempf 2019 Schwingerkönigin wurde, erhielt sie eine Schelle. Ein Siegermuni am Eidgenössischen Schwingfest der Männer hat hingegen einen Wert von rund 30’000 Franken.
Mit Vorurteilen aufräumen
Die Akzeptanz gegenüber der Frauen im Schwingsport nehme zwar beispielsweise gerade in der Westschweiz zu. Dennoch gebe es viele Alteingesessene in den Schwingclubs, die die Frauen noch nicht ganz akzeptiert haben. Die Schwinger selbst, haben meist keine Probleme und die Zusammenarbeit funktioniert gut. Michelle Kempf wünscht sich, dass es weitere Annäherungen gibt.
«Wenn ich ins Sägemehl stehe, kann ich meinen Kopf ausschalten, egal was am Tag alles passiert ist. Gedanken frei und schwingen.»
Das Frauenschwingen sei wie eine grosse Familie. Durch die kleine Anzahl an Frauen, die den Sport wettkampfmässig ausüben, kenne man sich.
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Ich bin Lara, Journalistin, und komme aus dem schönen Toggenburg! Mich faszinieren Menschen, die spannende Lebensgeschichten haben. Diese probiere ich im Podcast aus den Menschen herauszukitzeln.

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