Rebecca spricht im Podcast über den Suizid ihrer Mutter und ihres Bruders.

#24 Suizid: Wie weiterleben nach dem Suizid eines Angehörigen?

Rebecca spricht im Podcast über den Suizid ihrer Angehörigen und was ihr die Selbsthilfegruppe Trauernetz bedeutet.

Rebecca hat ihre Mutter und ihren Bruder durch Suizid verloren. Lange Zeit konnte sie nicht darüber sprechen. Den Verlust und die Trauer machte sie mit sich selbst aus. Der Austausch mit anderen Suizid-Hinterbliebenen in einer Selbsthilfegruppe des Vereins trauernetz stärkte sie. Im Podcast erzählt sie von ihren Erfahrungen.

Rebecca erinnert sich an schöne, unbeschwerte Momente mit ihrer Mutter und ihrem Bruder im Tessin. Doch ihre Kindheit war alles andere als einfach: Ihre Mutter litt an Depressionen und war deswegen auch in Kliniken. Die Tochter war viel alleine zu Hause. Dennoch hat es die 14-Jährige nicht kommen sehen: Ihre Mutter starb durch Suizid.

Als ich die Tagebücher von meinem Mami bekam, verstand ich, wie schlecht es ihr ging.

Rebecca verlor ihre Mutter durch Suizid

Denkst du an Suizid?

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Die Jugendliche sprach mit niemandem über den Suizid ihrer Mutter, weder mit Freundinnen noch mit ihrer Familie. Als sie 21 Jahre alt war, kam der nächste Schock: Auch ihr Bruder hatte schwere Depressionen, war suizidal. An dem Tag, an dem ihr Bruder sich das Leben nimmt, bricht sie in der Arbeit zusammen. Als das Telefon läutet, weiss sie intuitiv, was passiert ist.

Ich mache mir Vorwürfe, weil ich meinem Bruder nicht helfen und seinen Suizid nicht verhindern konnte. Er war erst 18 Jahre alt.

Rebecca verlor ihren Bruder durch Suizid

Suizid-Nachsorge durch Selbsthilfegruppe

Suizid ist die häufigste Todesursache bei Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren. Durch jeden Suizid sind im Durchschnitt 135 weitere Menschen betroffen: nächste Angehörige, Schulkollegen, Arbeitskolleginnen, Mitarbeitende von Blaulicht- und Gesundheitsorganisationen. Das Trauma eines Suizids sowie die Last der Stigmatisierung erhöht das Risiko bei Verwandten und Freund:innen, selbst suizidal zu werden. Darum begleitet der Verein trauernetz Suizid-Hinterbliebene, sogenannte Survivors.

In der Selbsthilfegruppe in St.Gallen hat Rebecca erstmals ihre Geschichte erzählt. In den fachgeleiteten Gesprächen verarbeitet die heute 30-Jährige ihre Trauer und tauscht sich mit anderen Suizid-Hinterbliebenen aus. Acht Personen ab 17 Jahren treffen sich monatlich im Restaurant Tibits beim St.Galler Bahnhof. Die nächsten Treffen, bevor die Gruppe für ein Jahr für Neueinsteigende geschlossen wird, sind am 25.01.2022 und 22.02.2022. Eine Anmeldung ist erforderlich. 

Die Selbsthilfegruppe soll neu von der evang.-ref. Kantonalkirche St.Gallen mitgetragen werden. Eine Zugehörigkeit zu einer Kirche ist jedoch keine Voraussetzung für eine Teilnahme an der Selbsthilfegruppe für Suizid-Survivors.

Hoffnung auf ein Wiedersehen

Heute ist Rebecca 30 Jahre alt und arbeitet als Pflegefachfrau im Hospiz St.Gallen, „weil kein Mensch alleine sein soll, wenn es ihm oder ihr schlecht geht“. Sie liebe das Leben, und hoffe, ihre Mutter und ihren Bruder einst wiederzusehen. Auch wenn der Schmerz und die Trauer ein Teil ihres Lebens bleiben werden, hat sie gelernt, damit umzugehen. Denn sie ist sicher: Ihres Mami wäre stolz auf sie.

Jetzt fadegrad-Podcast hören:

Links aus dem Podcast-Gespräch

Podcast mit Jörg Weisshaupt vom Verein „trauernetz“

Verein Trauernetz

Dargebotene Hand

Pro Juventute: 147

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