10.000 Gegenstände besitzt ein Erwachsener durchschnittlich in Europa. Bücher, Schuhe, Töpfe und Pfannen. Handtücher, Bleistifte, Souvenirs aus den Ferien. Es ist ganz schön schwer, da nicht den Überblick zu verlieren. Regelmässig aufräumen und aussortieren kann helfen. Stefan Kemmer ist ein Meister im Sortieren und Entscheiden, was wichtig ist.
Höre die Podcastfolge übers Aufräumen
Als bischöflicher Archivar des Bistums St.Gallen bewahrt Stefan Kemmer die Akten auf, welche die bischöfliche Verwaltung produziert – und muss dabei entscheiden, was für die Nachwelt aufbewahrt werden soll. Im Gespräch verrät er, ob er schon als Kind gerne aufgeräumt hat und welcher Zufall dazu geführt hat, dass er bischöflicher Archivar wurde.
Alles, was man besitzt, kostet Geld. Nicht nur bei der Anschaffung, sondern auch bei der Lagerung. Habe ich viele Bücher, brauche ich eine grössere Wohnung. Habe ich viel Kleidung, brauche ich ein grösseres Schlafzimmer. Welche Objekte sind wirklich zentral in meinem Leben? Beim Rest muss man lernen, grosszügig wegzuwerfen.
Darüber spricht Archivar Stefan Kemmer im Fadegrad-Podcast über das Aufräumen:
02:10 Lokalaugenschein im bischöflichen Archiv
08:25 Was ist Ordnung und wie schafft man sie?
10:18 Wie archiviert man für die Zukunft?
11:41 Ordnung zu Hause schaffen: Tipps und Tricks vom Archivar
15:48 Drei Kuriositäten aus dem bischöflichen Archiv
21:59 Tipp gegen das Platzproblem
Drei Tipps für mehr Ordnung zu Hause
- Kompetenzen abklären: Wer ist für welchen Bereich im Haus oder in der Wohnung zuständig?
- Prioritäten setzen: Kaffeetassen, die ich mehrmals täglich brauche, müssen griffbereit sein. Die grosse Suppenschüssel kann ich zur Not auch aus dem Keller holen.
- Wegwerfen, was weg kann: Wertvoll ist, was das eigene Leben dokumentiert und schwer wieder zu bekommen ist. Einen Krimi kann ich wegwerfen, da ich ihn wieder kaufen oder aus der Bibliothek ausborgen kann. Die Muschel vom letzten Strandurlaub kann ich nicht wieder ersetzen. Da hängen Erinnerungen daran.
Archiv
Ein Archiv ist eine Einrichtung zur systematischen Erfassung, Erhaltung und Betreuung von Schriftstücken, Dokumenten, Urkunden, Akten, insbesondere soweit sie historisch, rechtlich oder politisch von Belang sind.
Missbrauch und bischöfliches Archiv
Wir haben uns dazu entschieden, den Fokus des Gesprächs auf Aufräumen und Ordnung halten zu legen. Wer nachlesen will, wie der bischöfliche Archivar Stefan Kemmer mit Akten zum Thema Missbrauch umging, kann dies in der Vorstudie der Universität Zürich tun. Ab Seite 33 wird dies beschrieben:
«Wie auch Verantwortliche in anderen Bistümern hat der aktuelle bischöfliche Archivar, Stefan Kemmer, ein Verzeichnis mit «problematischen Priestern» angelegt. In diesem Verzeichnis sind zufällige Archivfunde, die auf Täter hinweisen, aber auch medial verhandelte Fälle und deren Beschuldigte hinterlegt. Solche Verzeichnisse sind von grossem Wert, weil die Suche nach flüchtigen Spuren in den Beständen – das kann eine kleine Bemerkung in einer sonst unauffälligen Personalakte sein – enorm zeitaufwändig ist und sich durch das Führen eines Verzeichnisses die Hinweise aus Jahren oder Jahrzehnten des Arbeitens mit den Beständen an einem Ort finden lassen. Auch darüber hinaus wurde das Forschungsteam vom Archivar vollumfänglich unterstützt.»
Weiterführende Links
https://vsa-aas.ch/der-beruf-archivarin/
https://www.bistum-stgallen.ch/bistum/bischoefliches-archiv
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Ich bin Ines, Journalistin, Religionspädagogin und Theologin. Ich liebe Wiener Kaffeehäuser, Schweizer Bergseen und Fragen stellen. Ich komme aus Niederösterreich, lebe aber seit Anfang 2020 in St.Gallen.
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