Fabienne Annen hat ihren Onkel in den Tod begleitet. Im fadegrad-Podcast spricht sie über den assistierten Suizid und darüber, wie sie damit umging, dass er nur mehr eines wollte: sterben.

#39 Assistierter Suizid: „Er wollte nur mehr sterben“

Fabienne Annen hat ihren Onkel in den Tod begleitet. Im fadegrad-Podcast spricht sie über den assistierten Suizid und darüber, wie sie damit umging, dass er nur mehr eines wollte: sterben. 

„Ich fühlte mich wie ein Mami für meinen Götti. Es war ein riesen Druck, eine riesen Verantwortung“, sagt Fabienne Annen. Sie spricht ruhig und gefasst. Ein Jahr ist es her, dass ihr Onkel mit Exit aus dem Leben schied. Davor war die 26-jährige zehn Jahre lang mehr oder weniger die einzige Bezugsperson für ihren Onkel. 

Mein Onkel war ein schlauer Mensch, technikbegabt und konnte sehr gut Origami falten. Doch durch den Alkohol ging das leider alles verloren. Er hat sich sein Hirn quasi weggetrunken.

Fabienne Annen kannte ihren Onkel nur als suchtkranken Mann

Viele Entzüge scheiterten. Zur Leberzirrhose kamen dauerhafte Schmerzen. Nach einem Sturz war er auf den Rollstuhl angewiesen und lebte in einem Pflegeheim. „Er drohte immer wieder mit Suizid. Ich arbeite selbst in der Pflege und wollte verhindern, dass das Pflegepersonal durch seinen Suizid traumatisiert wird“, erklärt Fabienne Annen, warum sie ihm schliesslich dazu riet, einen Sterbehilfeverein zu kontaktieren.

Denkst du an Suizid?

Denkst du an Suizid? Oder machst Du dir Sorgen um eine nahestehende Person? Hier gibt es Hilfe:

Kriterien für den assistierten Suizid

Um für eine Freitodbegleitung in Frage zu kommen, muss ein sogenannter dauerhafter Sterbewunsch vorhanden sein, die Person muss wissen, was sie tut (Urteilsfähigkeit), darf nicht aus dem Affekt heraus handeln und muss Alternativen kennen wie beispielsweise ein Hospiz (Wohlerwogenheit). Sie darf nicht von Dritten beeinflusst werden (Autonomie) und muss den Suizid eigenhändig ausführen (Tatherrschaft). 

All diese Voraussetzungen seien bei ihrem Götti gegeben gewesen. Vom Erstgespräch bis zu seinem assistierten Suizid vergingen rund sechs Wochen. Im Podcast erzählt Fabienne Annen, wie sie sich von ihrem Götti verabschiedete, was seine letzten Worte waren und ob er sich noch mit seiner Familie versöhnte, bevor er starb.

Jetzt Podcast mit Fabienne Annen hören

Kritik am assistierten Suizid

Fabienne Annen ist überzeugt, das Beste für ihren Götti getan zu haben. Im Podcastgespräch reagiert sie auf Kritik am assistierten Suizid: dass Sterbehilfevereine wie Exit aus finanziellem Interesse heraus handeln oder dass alte und kranke Menschen sich dazu gedrängt fühlen könnten, aus dem Leben zu gehen, weil sie niemandem zur Last fallen wollen. Auf die Frage, ob das Leben nicht ein Geschenk sei, über das man nicht bestimmen könne, antwortet sie: „Gott hat uns doch einen freien Willen gegeben. Wir sind keine Marionetten“. Daher sollten Menschen, die leiden, selbst bestimmen können, wann sie aus dem Leben gehen wollen. 

Mein Onkel hat viele falsche Entscheidungen im Leben getroffen. Die letzte ist für ihn die richtige gewesen.

Fabienne Annens Onkel starb durch assistierten Suizid

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