Eine kurvige Strasse führt zu einem abgelegenen Bauernhof in Uetliburg, Gommiswald. Die 27-jährige Sara Kaufmann übernahm den konventionellen Bauernhof von ihren Eltern und wandelte ihn in einen Lebenshof um. Nun dürfen Tiere dort auf dem «Erlebenshof» ihren Lebensabend verbringen.
Wie bei einem Gnadenhof können hier Nutztiere leben, ohne etwas leisten zu müssen. Zu mir kommen Tiere, die für den Betrieb «ausgenutzt» haben. Sie werden nicht geschlachtet, sondern können bleiben, bis sie eines natürlichen Todes sterben.
Zu Sara kamen beispielsweise Kühe, die sonst geschlachtet worden wären, Hühner aus einem Legehennenbetrieb, die aussortiert wurden oder Schafe, die auf dem vorherigen Hof keinen Platz mehr hatten.
Die Lehrerin führt den Betrieb nebenbei. Im Podcast erzählt sie, wie schwer es für sie war, den Lebenshof aufzubauen, wie ihre Eltern, die den Betrieb auf herkömmliche Art führten, auf die Pläne der Tochter reagierten, und wie sie sich einen bewussteren Umgang mit Tieren und Tierprodukten vorstellt.
Jetzt Podcastfolge über den Erlebenshof hören:
Wer lebt auf dem Gnadenhof?
Wie finanziert sich ein Lebenshof, wenn man keine tierischen Produkte verkaufen kann?
Sara Kaufmann: «Über Tierpatenschaften. Menschen können eine Patenschaft für eine Kuh, ein Schwein, Schaf oder Huhn eingehen und dieses Tier auch jederzeit am Erlebenshof besuchen.
Der Bund zahlt dem Bauernhof einen Betrag für die Landschaftspflege.
Dazu arbeite ich als Lehrerin und will in Zukunft hier Schulklassen empfangen.»
(Foto: Lehrerin und Bäuerin Sara Kaufmann auf ihrem Erlebenshof mit Hühnern, die sie vor dem Schlachten gerettet hat.)
Wie kam es zu deinem Erlebenshof?
Sara Kaufmann: «Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen – zuerst mit Milchwirtschaft, später mit Mutterkuhhaltung. Als der Hof leer stand, beschloss ich, inspiriert von Gnadenhöfen in der Westschweiz, einen Erlebenshof daraus zu machen. Denn schon als Kind waren die Kühe auf unserem Bauernhof wie Freunde für mich. Für mich passt es nicht, dass ein Tier für mich sterben muss.»
Haben Lebenshöfe überhaupt Potential?
Sara Kaufmann: «Immer mehr Menschen sehen die Nutztierhaltung kritisch und wollen etwas verändern. Nutztierhaltung braucht viel Wasser und Land. Um Ressourcen zu sparen, müsste man direkt auf die Nahrungsmittelprodukion für Menschen setzen und nicht den Umweg über Tiere gehen. Ich kann es aber nachvollziehen, dass Bauern Nutztierhaltung betreiben. Fleischkonsum ist so verankert in unserer Gesellschaft. Es war einfach schon immer so. Doch man könnte es auch anders machen, denke ich.»
Auf Schweizer Bauernhöfen steht doch das Tierwohl im Zentrum. Oder nicht?
Sara Kaufmann: «Es gibt sicher Betriebe, bei denen die Tiere es sehr gut haben. Doch Milchproduktion funktioniert so, dass Kühe Kälbchen bekommen, die ihnen sofort nach der Geburt weggenommen werden. Die Kühe vermissen ihre Kälber. Die Kälber werden geschlachtet. Milchproduktion ohne Fleischproduktion gibt es also gar nicht.»
Kann ich also überhaupt noch guten Gewissens Fleisch essen?
Sara Kaufmann: «Ich bin nicht der Meinung, dass alle Menschen vegetarisch oder vegan leben müssen. Es würde schon helfen und Massentierhaltung reduzieren, wenn Menschen ihren Fleischkonsum reduzieren und nur 1-2x pro Woche Fleisch essen. Dann wäre schon ein Anfang gemacht.»
Du willst mehr über den Erlebenshof erfahren?
Dann höre die Fadegrad-Podcastfolge mit Sara Kaufmann, Lehrerin, Bäuerin und Gründerin des Erlebenshofs!
Du findest den Fadegrad-Podcast auf:
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Ich bin Lara, Journalistin, und komme aus dem schönen Toggenburg! Mich faszinieren Menschen, die spannende Lebensgeschichten haben. Diese probiere ich im Podcast aus den Menschen herauszukitzeln.